In Frankreich seit Monaten heiß diskutiert und auf den Bestsellerlisten nimmt "Empört Euch!" von Stephane Hessel nun auch den Buchmarkt in Deutschland im Sturm. Das kleine Bändchen ist ein Streitschrift gegen die Gleichgültigkeit und gegen das Wegschauen, genau die Lektüre also für das Deutschland der Wutbürger. Der 1917 (!) in Berlin gebürtige Hessel wirft sein moralisches Gewicht, dass ihm als Mitgleid der Résistance und Mitunterzeichner der Charta der universellen Menschenrechte zukommt in die Waagschale und ruft zur aktiven Teilhabe und zum Widerstand auf. Und man kann ihm auf allen 14 Seiten, die der eigentliche Text auf Deutsch nur umfasst, immer nur zurufen: Genau! Richtig! Gut gesprochen!
Aber ich hatte mehr erwartet. Es ist beruhigend, dass ein so integerer Mensch für Gewaltlosigkeit, gegen den ungebremsten Finanzkapitalismus und gegen den Abbau der sozialen Errungenschaften kämpft. Noch schöner wäre es jedoch, wenn er es abstrakter, philosophischer hätte ausdrücken können. Wenn schon der Text als solcher den Leser in den Bann ziehen könnte, auf sprachlicher Ebene. Wenn man dem Text vielleicht editorisch noch einige aktuelle Informationen zum Stand der Menschenrechte, der sozialen und ökonomischen Zustände in Europa und in der Welt beigegeben hätte. So bleibt aber das Buch ein Strohfeuer im Kopf des Lesers. Es ist gut, dass es dieses Buch gibt. Es lohnt sich, es zu Lesen. Der Rummel, den es ausgelöst hat,bleibt mir jedoch unverständlich und die Sorge ist, dass allein das hohe Alter und Ansehen des Autors eine Aufmerksamkeit in den Medien hervorgerufen hat, die von kurzer Dauer sein wird. Ein Manifest wird "Empört Euch!" nicht werden.
Seine Stärke liegt im griffigen Titel. Analytisch ist da nichts neu. Interessant ist es den Text als empörten Rückblick hinsichtlich der Ziele dieses überaus engagierten Weltbürgers zu lesen.
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