Der beste Gefährte im Verlauf der Zeit ist ein Buch - arabisches Sprichwort

Herzlich willkommen beim Blog der Buchhandlung in Bönningstedt! Hier gibt es in regelmäßigen Abständen Neuigkeiten aus dem Buchladen, von den Büchern im Regal des Buchhändlers und Meldungen aus dem Literaturbetrieb.

Montag, 21. November 2011

Der Keller

Unsere Buchhandlung ist zum ersten Mal auch als Verlagsbuchhandlung tätig - mit dem Hörbuch Der Keller ist soeben eine 107-minütige Audio- Fassung des Textes von Miguel Sótano erschienen. Gelesen wird dieser Ohrenschmaus von Andreas B.Bell, den viele schon von seinen beeindruckenden Vorträgen in der Buchhandlung kennen ( so war er zum Beispiel der Sprecher bei unserem Sigfried-Lenz-Abend und dem Gedichte-Abend )
Der Keller ist eine Reise in die Unterwelt, die ganz harmlos mit dem Versuch beginnt, ein bisschen Trödel zu verräumen. Während Franz jedoch noch den richtigen Keller sucht, hat er in der unterirdischen Welt Begegnungen, die ihn immer tiefer vordringen lassen in ein labyrinthisches Abenteuer.

Der Keller
Hörbuch auf 2 CDs
Sprecher: Andreas B.Bell
Text: Miguel Sótano
Laufzeit 107 Minuten
14,90€

Wir schicken auch versandkostenfrei! Bitte eine einfache Mail mit Postadresse an info@poetsdelight.de

Donnerstag, 6. Oktober 2011

Literatur-Nobelpreis an Tomas Tranströmer

Heute wurde bekanntgegeben, dass der schwedische Lyriker Tomas Tranströmer den Nobelpreis für Literatur erhält. Der 80-jährige hat ein kleines, aber bedeutsames Gesamtwerk geschaffen, dessen Lektüre sich wieder und wieder lohnt. Seine Themen sind die Natur und der Mensch in ihr. Tranströmer deckt dabei immer die poetischen Momente außerhalb des Alltags und außerhalb der routinemäßigen Erfassung der Landschaft auf. Obwohl seine Gedichte viel mit Schweden und Skandinavien zu tun haben, berichtet er uns ebenso von fernen Ländern und exotischen Plätzen. Das Dasein des Menschen wird in diesen Gedichten beleuchtet und dann doch als ein großes Rätsel betrachtet, wie auch der Titel einer seiner Bücher auf Deutsch lautet.
Auch wenn Lyrik heute als Spartenliteratur verstanden wird, ist Tomas Transtömer ein würdiger Preisträger, der bereits länger mit dieser höchsten Auszeichnung in der Literatur in Verbindung gebracht wurde.
Wir gratulieren!

Donnerstag, 1. September 2011

Hurra, er kann schon laufen...


... der Buchladen in Bönningstedt, denn heute ist er bereits ein Jahr alt! Dieses Jahr war pickepacke voll mit Arbeit, Büchern, tollen Kunden und Dingen, die es zu lernen galt. Ein großes Dankeschön an alle, die vor und hinter den Kulissen dazu beigetragen haben, das es funktioniert.
Jetzt kann der Bücherherbst kommen und mit ihm die Zeit für Lesungen. Im Oktober finden die ersten drei Veranstaltungen nach der Sommerpause statt - Termine gibt es nebenan. Außerdem hat die Kalendersaison begonnen ( ob man es glaubt oder nicht...) und bei uns gibt es bereits Wandkalender zu den Themen Hamburg, Segeln, Küste, Künstler, Pferde und vieles mehr.
Alle, die es noch nicht geschafft haben, uns zu besuchen, lassen sich vielleicht hiermit locken: neben den aktuellen Titeln haben wir immer etwa 10.000 antiquarische Titel am Lager. Nachfragen nach Lieblingsautoren oder Spezialthemen kann sich also lohnen.

Wir freuen uns auf das nächste Jahr in Bönningstedt!


Bild: MJ

Freitag, 24. Juni 2011

Ferien-Bücher ( ganz schön dicke )

Der Sommer naht - zumindest kalendarisch - und die Sommerferien bieten Gelegenheit, mal ganz entspannt zu schmökern. Im folgenden ein paar Taschenbuch-Titel, für alle, die zwar schon die Badehose und Sonnencreme, aber noch nicht die Urlaubslektüre gepackt haben:

Die Freunde skandinavischer Kriminalromane können aufatmen, Adler-Olsons dritter Band um den störischen dänischen Kommissar Morck ist soeben erschienen. In "Erlösung" ermittelt er in Sachen Kidnapping. ( Jussi Adler Olsen, Erlösung, dtv, 587 Seiten, 14,90 EUR )


Nach der Erforschung der Meeresbewohner entführt Frank Schätzing in "Limit" seine Leser auf den Mond. In dem Wissenschafts-Thriller geht es um die Energieversorgung mit Helium-3, eine untergetauchte chinesische Dissidentin und Tourismus im Weltraum. Seit Mai ist das über 1000 Seiten starke Buch als Paperback zu haben. ( Frank Schätzing, Limit, Fischer Verlag, 1311 Seiten, 9,99 EUR )


Wer sich auf literarisch höhere Ebenen begeben möchte, kann ( endlich auch im Taschenbuchformat ) David Foster Wallace "Unendlicher Spaß" mit auf die Reise nehmen.
Besser als Don DeLillo kann man es nicht sagen: "Alles und noch mehr".
( David Foster Wallace, Unendlicher Spaß, rororo, 1545 Seiten, 17,99 EUR )

Und auch die Freunde des Horrors kommen wieder auf ihre Kosten, denn Stephen Kings "Die Arena" ist aktuell als Taschenbuch zu haben. Eine Kleinstadt wird von der Außenwelt abgeschnitten und als die Vorräte zur Neige gehen, zeigt sich das wahre menschliche Antlitz...( Stephen King, "Die Arena",Heyne, 1276 Seiten,12,99 EUR )

Die Buchhandlung in Bönningstedt wünscht allen eine entspannte Sommerzeit und viel Gelegenheit, zu lesen.

Dienstag, 26. April 2011

Lauter Lieblingsbücher


Anläßlich des Welttag des Buches am 23.April hat die Buchhandlung in Bönningstedt ihre Kunden nach deren Lieblingsbüchern gefragt. Dabei kam eine sehr abwechslungsreiche und vielfältige Liste heraus, die jetzt im Schaufenster der Buchhandlung zu bewundern ist. Hier nur ein Auszug der Titel, um einen Eindruck der Heterogenität zu vermitteln, die zeigt, wie wunderbar Vielfältig das Lesen sein kann:
( ohne Sortierung und Korrektur )
Die Straße der Ölsardinen
Das kurze wundersame Leben des Oscar Wao
Der Herr der Ringe
Der Mann ohne Eigenschaften
Der Medicus
Gregs Tagebuch
Die kleine Raupe Nimmersatt
So schön wie hier kann's im Himmel gar nicht sein
Das Geheimnis meiner Mut-Mach-Marmelade
Das Geisterhaus
Post für Paulchen Hase
Die Praxis des positiven Denkens
Der Verkehr mit der Geisterwelt
Ein Geheimnis
Die Bücherdiebin
Die Blechtrommel
Extremly Loud and Incredibly Close
Anständig essen
Harry Potter 7



...
und vieles, vieles mehr!

Dienstag, 5. April 2011

Von Cordhosen und E-Books

Natürlich ist wieder einmal das Ende der zivilisierten Welt nahe. Und das Ende des gedruckten Wortes auch. Es sind nicht nur die vollbärtigen, aus Prinzip offenbar technikfeindlichen Buchhändler ( auch hier wird das Klischee verbreitet ), die grimmig auf ihren Pfeifenstiel beissen und halblaute lateinische Flüche murmeln, um die E-Reader von ihren Läden fernzuhalten. Nein, die Vertreter des neuen, strahlenden Morgen selber sind es, die uns ihre Geräte verkaufen möchten und ganz nebenher, meistens mit einer leise lächelnden und schlecht versteckten Verachtung das baldige Ende des Handels mit gedruckten und gebundenen Worten prophezeien. Typ Ingenieur mit einer Lesesozialisation, die bei den Drei Fragezeichen begann, aber auch dort endete. Aber stopp, keine Polemik. Via Blog, als sichtbaren Beleg für eine nicht vorhandene Technikfeindlichkeit meinerseits ( und ja, ich weiß auch, was twittern ist und halte eine App nicht für die Restformation von ABBA )folgende meiner Meinung nach ungeklärten Fragen zum Thema E-Book:
1. ganz kaufmännisch: Wo liegt mein Gewinn als kleiner Sortimenter, wenn ich einen E-Reader bei unter 10% Spanne verkaufe ( an jedem Hardcover-Buch verdiene ich mehr ) und danach eventuell einen Kunden weniger habe? Dazu mit dem Risiko der Festabnahme des Geräts.
1.b. Die versprochene anschließende Wertschöpfung aus jedem geladenen Inhalts meines Kunden ist bisher sehr theoretisch - oder gibt es bereits echte Buchhändler, die einen nennenswerten Betrag mit digitalen Inhalten verdient haben? Baue ich mit dem Verkauf eines Gerätes nicht eher an dem Verdienst meines Konkurrenten amazon?
2. ganz bescheiden: Wissen die Verlage, was sie tun, wenn sie zwar einerseits mit ihren E-Books eine Handelsstufe einsparen können, andererseits aber nicht wissen, ob sie sich damit mittelfristig nicht selbst auflösen, denn die Verbreitung digitaler Inhalte zu kontrolieren hat schon die Musikbranche vergeblich versucht?
3. ganz technisch: Erkennt bisher irgendjemand den Versuch Standards zu schaffen im Dschungel der verschiedenen Lesegeräte und Dateien? Ist der Reader, den ich heute mit viel Erklärungsbedarf an den Kunden bringe denn auch morgen noch brauchbar? Und nebenbei- was ist mit der Gewährleistung?
(Übrigens, liebe E-Reader-Hersteller: Ich persönlich glaube, ihr selber seit bald obsolet - Apple baut Geräte, die alles können, was Eure Reader können und noch viel mehr - also wenn ich digital lese, warum dann nicht auf dem i-phone oder dem i-pad? )
4. ganz ökologisch: Ganz bestimmt ist die Buchbranche auch jetzt nicht an der Spitze der umweltfreundlichen Gestaltung unserer Gesellschaft angesiedelt, dafür werden zuviele Bücher gedruckt und hin- und herbewegt. Aber brauchen wir tatsächlich weitere Geräte, die mit hohem Energieaufwand hergestellt werden und Strom verbrauchen, dazu analog zur Handytechnik wohl sehr bald hochgiftiger Elektroschrott sind...
5. ganz sozial: Hat schon jemand den Plan in der Tasche für die Vergütung von guten Autoren, wenn sie keine Buchhonorare mehr bekommen ( siehe 2 )? Ich persönlich hätte gar nichts dagegen, wenn wir für unsere Autoren ein gesellschaftliches System entwicklen, das sie unabhängig macht - aber wer bezahlt es, wenn die Verlage kein Geld mehr verdienen? Wer möchte teure Redaktionen für Fachbücher unterhalten, wenn alles überall und jederzeit kopiert und vervielfältigt wird - schon mal einen nachbarschaftlichen Blick auf die Zeitungs- und Zeitschriftenbranche geworfen?

Es gibt noch weitere Fragen, aber ich wäre schon froh über die Beantwortung dieser Punkte. Auf der Messe in Leipzig habe ich keine überzeugenden Ideen dazu gehört.
Es gibt gute Gründe für E-Books, vor allem für den Leser. Wer findet es nicht faszinierend, die Bibliothek von Alexandria demnächst in der Hosentasche zu haben? Trotzdem sind die naiv-fortschrittsgläubigen Marktschreier nicht in der Lage, dem Buchhandel zu sagen, warum er nun ausgerechnet hierbei mitmachen soll. Es erscheint, als würde man an jeder Ecke gesagt kriegen: schneid Dir dein rechtes Bein ab, dann kannst Du Dein linkes vielleicht noch eine Weile retten.

Vielleicht geht es dem Buchhändler nicht anders als dem Dampflokomotivführer, dem Bergmann oder dem Böttcher. Er stirbt aus. Dann ist das so, der einzelne wird darunter leiden, die Gesellschaft wird sich einen Ersatz für die Verbreitung von kultureller Information beschaffen.

Wahrscheinlicher ist es aber, dass es einen Mix der Medien geben wird und das gebundene Buch noch eine ganze Weile weiter besteht. Das bleibt alles Spekulation - genauso wie alle momentan verbreiteten Untergangsszenarien.

Montag, 28. Februar 2011

Interview mit einer Vampir-Leserin

Folgendes Gespräch habe ich mit Katharina geführt, die 12 Jahre alt ist. Wenn man sie beobachtet, hebt sie einen Teil der pädagogischen Diskussionen um den Gebrauch der neuen Medien auf, denn sie kann zwar endlose Stunden mit Online-Spielen totschlagen, setzt sich dann aber wieder in den Sessel und liest Bücher in einem beeindruckendem ( oder beängstigendem ) Tempo. Und abends darf auch gerne noch Vorgelesen werden.

Buchhändler: Was hast Du zuletzt gelesen?
Katharina: „Schattenblüte“ von Nora Melling
BH: Hat es Dir gefallen? Und wenn ja, warum?
K: Ja, weil es spannend und packend ist und man gar nicht aufhören möchte zu lesen.
BH: Wie viele Bücher liest Du im Monat?
K: Kommt drauf an. In den Ferien lese ich schon mal 15-20 Bücher. Aber dicke, nicht so Baby-Bücher!
BH: Und wo kommen diese Bücher her? Wie kommst Du an Bücher?
K: Ich kaufe mir viele vom meinem Taschengeld in Buchläden. Und sonst von Verwandten, zum Beispiel aus dem Buchladen von meinem Onkel.
BH: Dein absolutes Lieblingsbuch?
K: Die „Biss“-Serie von Stephenie Meyer. Die ist spannend, packen und romantisch. Da geht es auch nicht immer um „Happy-happy-Eierkuchen“.
BH: Wo liest Du am liebsten, an welchem Ort?
K: Eingekuschelt im Bett, am Nachmittag oder Abend. Vormittags bin ich in der Schule oder zu träge, um zu lesen.
BH: Behältst Du alle Bücher oder schaffst Du Platz im Regal für neue Bücher?
K: Ich sammele alle Bücher und weiß im Moment nicht, wohin damit. Früher habe ich auch mal welche auf dem Flohmarkt verkauft, aber das tut mir jetzt leid.
BH: Und welches Buch steht gerade oben auf der Wunschliste?
K: Der nächste Teil von den „Vampire Diaries“, „Forever“.

Als unser kleines Frage-und- Antwort-Spiel eigentlich schon vorbei war, sagte Katharina noch diesen schönen Satz:“Versuch mal ein spannendes Buch zu lesen, um deiner Welt zu entfliehen, wenn du gerade Ärger hast!“

Montag, 21. Februar 2011

Empört Euch!

In Frankreich seit Monaten heiß diskutiert und auf den Bestsellerlisten nimmt "Empört Euch!" von Stephane Hessel nun auch den Buchmarkt in Deutschland im Sturm. Das kleine Bändchen ist ein Streitschrift gegen die Gleichgültigkeit und gegen das Wegschauen, genau die Lektüre also für das Deutschland der Wutbürger. Der 1917 (!) in Berlin gebürtige Hessel wirft sein moralisches Gewicht, dass ihm als Mitgleid der Résistance und Mitunterzeichner der Charta der universellen Menschenrechte zukommt in die Waagschale und ruft zur aktiven Teilhabe und zum Widerstand auf. Und man kann ihm auf allen 14 Seiten, die der eigentliche Text auf Deutsch nur umfasst, immer nur zurufen: Genau! Richtig! Gut gesprochen!
Aber ich hatte mehr erwartet. Es ist beruhigend, dass ein so integerer Mensch für Gewaltlosigkeit, gegen den ungebremsten Finanzkapitalismus und gegen den Abbau der sozialen Errungenschaften kämpft. Noch schöner wäre es jedoch, wenn er es abstrakter, philosophischer hätte ausdrücken können. Wenn schon der Text als solcher den Leser in den Bann ziehen könnte, auf sprachlicher Ebene. Wenn man dem Text vielleicht editorisch noch einige aktuelle Informationen zum Stand der Menschenrechte, der sozialen und ökonomischen Zustände in Europa und in der Welt beigegeben hätte. So bleibt aber das Buch ein Strohfeuer im Kopf des Lesers. Es ist gut, dass es dieses Buch gibt. Es lohnt sich, es zu Lesen. Der Rummel, den es ausgelöst hat,bleibt mir jedoch unverständlich und die Sorge ist, dass allein das hohe Alter und Ansehen des Autors eine Aufmerksamkeit in den Medien hervorgerufen hat, die von kurzer Dauer sein wird. Ein Manifest wird "Empört Euch!" nicht werden.

Montag, 14. Februar 2011

Der Bücherwurm - ein Wiederkäuer?


Das das kleine Wort "Buch" nicht nur zusammengebundene bedruckte, beschriebene oder leere Blätter Papier bedeutet, sondern auch für den sogenannten Blättermagen der Wiederkäuer steht ( Richard Pekrun: Das deutsche Wort, Büchergilde Gutenberg, 1962 ) ist vor allem für den Antiquar eine beglückende Entdeckung. Wer also angesichts der enormen Menge an Neuerscheinungen hilflos durch die Gänge der Buchhandlungen irrt, bis ihm nicht einmal mehr der Name seiner Lieblings-Autoren einfällt, dem seien die ruhigeren Weiden des antiquarischen Angebots empfohlen. Das sind zwar noch viel ausgedehntere Gefilde, doch hier herrscht die Ruhe eines sonnigen Friedhofs, dessen Besucher niemals Angst haben müssen, jemanden nicht anzutreffen oder etwas zu verpassen. Warum also nicht einmal "Alexis Sorbas" wiedertreffen, anstatt Platz 7 der Spiegel-Bestsellerliste zu lesen? Vielleicht mal Harry Martinson anstatt Henning Mankell? Steinbeck statt Franzen?
Dieses Wiederkäuen hilft auf alle Fälle dabei, dem passionierten Leser ein großartiges Gefühl der Sicherheit zu geben: es gibt in Gegenwart und Vergangenheit soviel zu entdecken, dass auch das längste und fleissigste Leserleben niemals an den Punkt kommen wird, an dem es langweilig wird...

Montag, 7. Februar 2011

Taschenbuch Band 16462


Dass die Taschenbücher von Bastei Lübbe nicht gerade seltene und kleinauflagige Raritäten sind, läßt sich bereits an dieser Nummer ablesen: Bastei Lübbe Taschenbuch Band 16462. In der Regel steht Bastei für bahnhofstaugliche Massenware, meist im Bereich der Spannungsliteratur. Oder für Romane, die uns starke Frauen im 19.Jahrhundert in Neuseeland ( Australien, Indien etc. ) zeigen, die gegen allen Unbill der Welt die Liebe ihres Lebens für sich gewinnen. Dagegen ist ja auch nichts einzuwenden.
Von Zeit zu Zeit jedoch kann der Leser einen seltenen Fang verzeichnen, wenn er wie ein geduldiger Entomologe seinen Kescher durch das Verlagsprogramm zieht. Und damit sind wir natürlich schon im Bild. Denn Entomologie, zu Deutsch Insektenkunde, ist das scheinbare Thema von Frederik Sjöbergs Buch "Die Fliegenfalle" . Und als klänge das für den Aussenstehenden noch nicht langweilig genug, geht es ganz speziell um das Sammeln von Schwebfliegen. Doch wer dieses Buch im Kescher hat und es trotz des ungewöhnlichen Titels auch aufschlägt, wird reich belohnt. Klug und lesbar schreibt Sjöberg hier über die Natur, den Menschen, Bescheidenheit und Größenwahnsinn - und natürlich auch über Fliegen. Ein großes Lesevergnügen auch für alle, die vielleicht normalerweise einen Bogen um Bastei Lübbe machen. Gratulation an den Lektor oder die Lektorin, die diese Perle im Verlagsprogramm untergebracht hat. Ich werde meinen Kescher für weitere Fänge bereithalten.

Die Fliegenfalle. Über das Glück der Versenkung in seltsame Passionen, die Seele des Sammlers, Fliegen und das Leben mit der Natur; Frederik Sjöberg, Bastei Lübbe 2010. ISBN 978-3-404-16462-2

Freitag, 28. Januar 2011

"Was kommt zum Vorschein/ wenn der Schnee schmilzt"

Unter diesem Motto, entlehnt aus dem Gedicht "Vorschein" von Albert von Schirnding,gab es am vergangenen Mittwoch Poesie zu hören von Jan Koneffke, Tomas Tranströmer, Lars Gustaffson, Erich Kästner, Les Murray und anderen. Und obwohl laut der Enzenbergerschen Konstanten für Interesse an Lyrik die Besucherzahl allerhöchstens 1 hätte betragen dürfen, waren die Sitzbänke für den genialen Vortrag durch die sprachgewaltigen Anne Strauch und Andreas B.Bell gut gefüllt.
Am Ende des Abends war dann eigene Kreativität gefordert und die Zuhörer mußten mit vorgegebenen Versatzstücken selber dichten - was dann unter anderem zu diesem Vierzeiler führte:

"Schweine gehen nicht durch die Tür
alleine stehen sie im Dunkeln
Sie brüllen ewig nach dem Fraß
die Freiheit will den vollen Bauch."